Königlich durch Frankreich - Wandern an der Loire
April 2022
Reisedauer:
10 Tage
Reiseverlauf:
Tag 1 Anreise nach Orléans
Tag 2 Stadtspaziergang durch Orléans
Tag 3 Wanderung von Orléans nach Meung-sur-Loire
Tag 4 Wanderung von Meung-sur-Loire nach Beaugency
Tag 5 Wanderung von Beaugency nach Avaray
Tag 6 Wanderung von Avaray nach Saint-Dyé-sur-Loire
Tag 7 Wanderung von Saint-Dyé-sur-Loire nach Blois
Tag 8 Wanderung von Blois nach Chouzy-sur-Cisse
Tag 9 Wanderung von Chouzy-sur-Cisse nach Limeray
Tag 10 Wanderung von Limeray nach Amboise
Tag 11 Rückfahrt
Wanderroute:
Immer dem GR 3 und (fast) immer der Loire folgend
Orléans - Meung-sur-Loire - Beaugency - Avaray - Saint-Dyé-sur-Loire - Blois - Chouzy-sur-Cisse - Limeray - Amboise
Distanz:
ca. 120 km
Dauer:
pro Tag ca. 3 - 4 Stunden
Anspruch:
Anfänger
Beste Reisezeit:
April - Oktober
Unterkünfte:
Orléans: The Originals Boutique Parc Hotel
Meung-sur-Loire: Le Relais Louis XI
Beaugency: Le Beaugency
Avaray: La Ferme des 3 Maillets
Saint-Dyé-sur-Loire: La Boisselée
Blois: ibis Blois Centre Chateau
Chouzy-sur-Cisse: Chez Flo et Marc
Limeray: Chambres d'hotes Le Clos
Amboise: La Bonne Etape
Geheimtipps:
Stadt-Geheimtipp: Orléans
Gourmet-Geheimtipp: Tartelettes Citron Meringuée
Picknick-Geheimtipp: versteckte Stellen direkt am See
Vermeiden:
Enttäuschungen vermeiden: Cafés und Restaurants vorher googeln/checken (vegetarische Gerichte? Öffnungszeiten? Hunde erlaubt?)
"Savoir-Vivre" oder "Wie Gott in Frankreich"
Das Loire-Tal hat schon vor hunderten von Jahren den französischen Adel angezogen - und um Ostern 2022 dann auch uns. Die Schönheit des Tals, gespickt mit prächtigen Schlössern, die gute Infrastruktur (aber ohne Massentourismus) und das wunderbar leichte französische Lebensgefühl machen den Fernwanderweg GR3 rund um Orléans zu einem perfekten Ziel für ein Pfotenwanderabenteuer.
Die Planung für diese Fernwanderung ist ebenso einfach wie flexibel: der Weg verläuft (fast) immer direkt neben der Loire. Man muss also lediglich einen Startpunkt wählen (bei uns Orléans), die Länge einer gewünschten Tagesetappe festlegen (bei uns zwischen 10 und 20 km) und kann dann eine Unterkunft am gewünschten Ort des Tagesziels suchen. Wir hatten im Frühjahr - auch mit 2 Hunden - keine Probleme Unterkünfte zu finden.
Der GR3 ist sehr gut ausgeschildert und quasi nicht zu verfehlen. Zwischen Orléans und Beaugency gibt es einige wenige kurze Abschnitte auf denen Hunde direkt am Wasser verboten waren (Brutschutz). Etwas oberhalb der Loire verläuft aber (fast) immer ein weiterer Weg, auf den wir ausweichen konnten.
Da es Ailas erste Fernwanderung war und wir uns nicht ganz sicher waren, wie sie mit den etwas wärmeren Frühlings-Temperaturen, den wechselnden Unterkünften und der Wanderung an sich zurechtkommen würde, entschieden wir uns dazu, das Auto täglich umzusetzen. So hatten wir Zugriff auf zusätzliches Gepäck und ständig die Möglichkeit, Tagesetappen abzukürzen und kleinere Teilstücke mit dem Auto zu absolvieren. Da wir auch im Urlaub gerne viel Sport treiben, ist jeweils einer von uns beiden abends zurückgejoggt um das Auto zu holen. Viele Orte (z.B. Amboise, Blois, Beaugency, Orleans) sind aber auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.
Tag 1 und 2 – Stadtspaziergang in Orleans
Unser erster Wandertag begann etwas untypisch mit einem Stadtspaziergang durch Orléans. Unser Hotel lag etwas südlich der französischen Großstadt und so schlenderten wir früh morgens an der Loire entlang bis ins Zentrum, um uns mit einem Café au lait und einem Croissant auf die bevorstehenden 10 Tage Frankreich einzustimmen.
Orléans ist freundlich, angenehm, hell und lebendig ohne dabei aufgeregt oder stressig zu sein. Wir fühlten uns in der großen Innenstadt mit den vielen Fußgängerbereichen so wohl, dass wir gleich den ganzen Tag dort verbrachten. Wir schlenderten von Café zu Restaurant und von Crêperie zurück ins Café, schlemmten uns einmal komplett durch unsere liebsten französischen Spezialitäten (Croissant, Galettes, Tartelettes Citron Meringuée, Macarons Framboise) und hielten dabei unsere (noch blassen) Nasenspitzen in die angenehm warme Frühlingssonne. Ein perfekter erster Tag!
Tag 3 – Wanderung nach Meung-sur-Loire
Am nächsten Tag begann unser eigentliches Wanderabenteuer ("Endlich!" fanden Nelly und Aila). Der Weg verläuft direkt neben der Loire mit einer wunderschönen Aussicht auf den Fluss und die reiche Vegetation. Obwohl die Straße und der jeweils nächste Ort nie weit entfernt sind, taucht man komplett in die wunderbar ruhige und idyllische Natur ein. Gelegentlich kamen uns andere Wander*innen und Radfahrer*innen entgegen, die meiste Zeit waren wir jedoch alleine unterwegs und genossen unsere gemeinsame Rudelzeit.
Auf dem Weg gibt es immer wieder großzügig angelegte Rastplätze mit festen Holztischen und -bänken - perfekt für ein Picknick und ein Nickerchen im Schatten.
Meung-sur-Loire, unser erstes Tagesziel, ist ein süßer kleiner Ort wo jedes Gebäude eine adlige Vergangenheit zu haben scheint. Unser Hotel war ein altes Schloss mit einem hinreißenden Innenhof (die Zimmer waren dafür leider nicht ganz so luxuriös, erfüllten aber ihren Zweck), wo wir uns abends ganz standesgemäß ein Glas Champagner gönnten.
Tag 4 – Wanderung nach Beaugency
Am dritten Tag steckten Aila und Nelly die ersten beiden Wanderungen ganz schön in den Knochen und die Pfötchen waren schwer und müde. Zum Glück war unser Tagesziel Beaugency nur ca. 9 km entfernt, die wir mit vielen Pausen direkt am Ufer der Loire über den ganzen Tag verteilten. Im Nachhinein würden wir am 3.Tag einen kompletten Ruhetag einlegen.
Beaugency ist ein netter, wenn auch etwas verschlafener kleiner Ort. Wer sich nach einem anstrengenden Wandertag auf einen frischen Kaffee und ein Stück Kuchen freut, sollte unbedingt die Öffnungszeiten der Restaurants und Cafés checken: Wir hatten sowohl mittags als auch am nächsten Morgen Probleme etwas zu finden - und das Café das wir letztlich fanden war leider sehr teuer (6 Euro für ein kleines Stück Kuchen) und enttäuschend (kalter Kaffee).
Tag 5 – Wanderung nach Avaray
Unsere Etappe nach Avaray begann etwas belebter und wuseliger als die Tage zuvor. Das lag aber wahrscheinlich auch daran, dass es ein Ostersonntag mit perfektem Frühlingswetter war, der fast alle Familien zu einem gemütlichen Spaziergang nach draußen trieb.
Der Weg startete gewohnt pittoresk und wir fanden viele versteckte kleine Picknick-Stellen direkt am Flussufer. Je näher wir Richtung Avaray kamen, desto mehr wurde die Idylle allerdings durch den Anblick des Atomkraftwerks gestört. Auch der Ort an sich sowie das nahegelegene Mer haben zwar einzelne schöne Ecken und Gebäude, können mit dem Charme der meisten anderen Städtchen aber kaum mithalten. Je nach Planung könnte diese Etappe und Avaray also getrost übersprungen und beispielsweise mit dem Auto absolviert werden.
Tag 6 – Wanderung nach Saint-Dyé-sur-Loire
Der Weg nach Saint-Dyé-sur-Loire schlängelt sich mal ganz eng, mal etwas breiter und ausladender an der Loire entlang, wobei wir den Fluss bei Muides-sur-Loire überquerten und bis Saint-Dyé-sur-Loire südlich der Loire spazierten. Um den Campingplatz "Camping Municipal Bellevue" gibt es herrliche, oft großflächige Picknickstellen direkt am Wasser - hier lohnt es sich, etwas mehr Zeit einzuplanen.
Da die Restaurantangebote in Saint-Dyé-sur-Loire etwas dürftig waren, ließen wir den anstrengenden Wandertag mit einem selbstgekochten Abendessen in unserer Ferienwohnung ausklingen.
Tag 7 – Wanderung nach Blois
Der Abschnitt von Saint-Dyé-sur-Loire nach Blois führt ausnahmsweise kaum an der Loire entlang, dafür durch Wälder, über Wiesen und Felder, durch Mini-Dörfer und vor allem über das majestätische Schloss Chambord. Da die Etappe aufgrund des Schlenkers zum Chateau mehr als 20 km lang war, schummelten wir ein bisschen und legten ca. 10 km davon mit dem Auto zurück (unserer bewährten zurück-zum-Auto-joggen-Praxis sei Dank). Das Schloss Chambord liegt in einem malerischen Park, umgeben von einem Wald und kann von allen Seiten bewundert werden. Hunde sind zwar im Schlossgarten erlaubt, dürfen das Chateau an sich aber nicht betreten. Nelly und Aila fanden das überhaupt nicht schlimm (und auch wir hatten nicht das Gefühl etwas zu verpassen) und stolzierten stattdessen durch den königlichen Park.
Der erste Blick auf Blois bietet sich vom anderen Flussufer: das Panorama der Stadt türmt sich imposant hinter der friedlich plätschernden Loire auf. Auch das Zentrum von Blois ist absolut einen Besuch wert: eine historische Altstadt, gemütliche Cafés und Restaurants, Boutiquen und das pompöse Schloss von Blois. Wir stärkten uns mit einem Galette, bestaunten das prächtige Schloss und schlenderten durch die Straßen und Gassen. Leider hatten wir mit dem Café au lait wieder kein Glück: in 3 verschiedenen Cafés erhielten wir eine völlig verzuckerte lösliche Kaffeemischung, einen total sauer-bitteren Kaffee und ein lappiges, lauwarmes Wasser, das man beim ersten Schluck nicht mal als Kaffee identifizieren konnte. So langsam beschlich uns das Gefühl, dass Café au lait und Croissants (die es in vielen Cafés gar nicht gab) viel weniger zum französischen Lebensgefühl des "Savoir-Vivre" gehörten als wir das angenommen hatten. Trotz angenehmer Temperaturen und den ersten warmen Sonnenstrahlen des Jahres waren die wenigen Cafés, die wir in den kleinen Örtchen fanden, meist leer...
Wahrscheinlich haben wir dieses Lebensgefühl einfach an den falschen Ecken gesucht: Es bietet sich wunderbar an, am Ufer der Loire zu picknicken, auf den kleinen Brücken oder Bänken vor den prunkvollen Schlössern mit einem Champagner auf die Reise anzustoßen, in den größeren Städten wie Orléans die Café- und Restaurantszene auszukosten und in der Natur einfach nur die Ruhe zu genießen.
Tag 8 – Wanderung nach Chouzy-sur-Cisse
Der Weg aus Blois hinaus ist zunächst recht unspektakulär und verläuft oberhalb der Loire durch die Vororte, durch kurze Waldabschnitte, über Felder und Wiesen und durch kleine Dörfer. Ein großer Teil davon erstreckt sich auf öffentlichen, wenn auch recht wenig befahrenen Straßen. Wer - wie wir - etwas schummeln möchte, kann hier getrost ein bisschen vorspulen.
Tag 9 – Wanderung nach Limeray
Auch nach Chouzy-sur-Cisse verläuft der Wanderweg nicht direkt an der Loire, sondern weiterhin im Hinterland über Stock und Stein. Allerdings sind die Abschnitte auf öffentlichen (asphaltierten) Straßen nun deutlich kürzer und man spaziert zu einem großen Teil über Wiesenwege, zwischen Feldern und Wiesen oder am Waldrand. Wie auch schon am Tag zuvor kamen uns über den kompletten Tag verteilt höchstens eine Handvoll Leute entgegen. Nelly und Aila genossen diese Etappe sehr, hoppelten über die Wiesen, jagten Heuschrecken und dösten im Schatten von Bäumen.
Tag 10 – Wanderung nach Amboise
Auch das letzte Teilstück bis Amboise ist größtenteils idyllisch und entspannt - wenn auch immer noch nicht wieder direkt an der Loire. Wir passierten viele Mini-Dörfer und versteckte Häuser im Wald (so habe ich mir immer das Haus der Hexe von Hänsel und Gretel vorgestellt) bis wir über die Vororte und Ausläufer von Amboise das Zentrum der Stadt erreichten.
Das Städtchen direkt an der Loire ist munter und lebhaft. Amoise ist (abgesehen von den offensichtlichen Hauptattraktionen - den Schlössern) mit Abstand der touristischste Ort auf unserer Wanderreise. Dennoch ist die Stadt authentisch und in vielen Brasserien und Crêperien mischen sich Einheimische mit Besuchern. Zum Abschluss der Wanderung gönnten wir uns ein Tartelettes Citron Meringuée (ok, gut es waren zwei...pro Person...aber die waren einfach unfassbar lecker!) und einen hervorragenden Café au lait (endlich!). Abends ließen wir den Urlaub mit einem Galette (eine Art gefüllter Crêpe aus Buchweizenmehl) und einem Glas Cidre gemütlich an der Loire sitzend ausklingen, während Nelly und Aila zufrieden unter dem Tisch an einem Kauknochen knabberten (ok, es waren zwei... pro Hund... die hatten sie sich aber auch wirklich verdient!).
Tag 11 – Savoir-Vivre in Amboise und Rückfahrt
Auf diese Art von Savoir-Vivre hatten wir schon die ganze Reise gehofft und deshalb verbrachten wir auch noch den Vormittag in Amboise und kosteten alle kulinarischen Leckerlis nochmal in vollen Zügen aus. So begann der sonst meist so langweilige Fahrtag mit einem gemütlichen Frühstück und einem kleinen Spaziergang an der Loire.
Fazit
Der Wanderweg an der Loire ist für Anfänger, Familien und Hunde gut geeignet und vor allem in der Nebensaison sehr entspannt. Ein Großteil des Weges verläuft idyllisch an der Loire oder durch kleine Orte, Wälder und über Wiesen. Wir hatten keine Probleme mit Nelly und Aila Unterkünfte zu finden. Die Unterkünfte waren in Ordnung, wirklich begeistert waren wir selten. Zum Teil hatten wir auch das Gefühl, dass Nelly und Aila in einigen Orten, Restaurants und Unterkünften eher gestattet als willkommen waren. Wer viel Ruhe und Natur und nette Städtchen sucht und steile, schwierige Wanderungen meiden möchte, ist hier aber genau richtig.
*Namensnennungen - unbezahlt