Reisebericht mit Route

Gardasee - Loser Loop? Best Loop ever!


Pfotenwanderabenteuer für absolute Einsteiger


Oktober/November 2021


Reisedauer:


6 Tage


Reiseverlauf:


Tag 1 Anreise nach Riva del Garda


Tag 2 Wanderung von Riva nach Tenno


Tag 3 Wanderung von Tenno nach Arco


Tag 4 Wanderung von Arco nach Nago


Tag 5 Wanderung von Nago nach Riva del Garda


Tag 6 Wellness in Riva del Garda


Tag 7 Rückfahrt mit Abstecher nach Bozen


Wanderroute:


Riva del Garda - Tenno - um den Tenno See - Arco - Nago - Riva del Garda


Beschilderung "Garda Trek Low Loop"


Distanz:


32, 4 km + ca. 10km (Schlenker um den Tennosee)


Dauer:


pro Tag ca. 3 - 4 Stunden


Anspruch:


Einsteiger


Beste Reisezeit:


April - Juni und September - Oktober, ab Mitte November haben einige Unterkünfte und Restaurants über den Winter geschlossen


Unterkünfte:


Riva del Garda: Villa Bellaria

Tenno: Hotel Antica Croce

Arco: On the Rock

Nago: epOche hotel Zanella

Riva del Garda: Astoria Resort


Geheimtipps:


Wellness-Geheimtipp: Hotel Astoria

Wander-Gehimtipp: Tenno See

Pizza-Geheimtipp: Pizza al taglio borgo vecchio (Nago)

Ausblicks-Geheimtipp: Aussichtspunkt bei Castel Penede

Gourmet-Geheimtipp: der traditionell trentinische Nachtisch im Hotel Antica Croce


Vermeiden:


Massen vermeiden: Wasserfall von Varone (vor allem an heißen Tagen)




Planung der ersten Fernwanderung mit Hund


Mit Urlaub in Italien macht man doch nie etwas falsch, oder? Dolce Vita, Sonne, Pizza… Da wir die Gegend der oberitalienischen Seen schon recht gut kannten und häufig bereist hatten, entschieden wir uns dafür, unsere erste Fernwandertour mit Nelly in der Nähe des Gardasees zu starten. Die bekanntesten Mehrtagestouren rund um den Gardasee sind der Low Loop (2 Etappen – ca. 1.000 Höhenmeter – ca. 30 km), Medium Loop (4 Etappen – ca. 3.300 Höhenmeter – ca. 70 km) und der Top Loop (7 Etappen – ca. 7.000 Höhenmeter – ca. 90 km).


Die allererste Fernwandertour mit Hund ist spannend, aufregend und manchmal vielleicht sogar etwas angsteinflößend: Wie weit kann mein Hund laufen? Klappt das auch noch am dritten Tag? Was mache ich wenn es meinem Hund zu viel wird? Wie komme ich im Notfall zum Ausgangpunkt zurück? Was mache ich, wenn wir einen Tag pausieren müssen? Für unser erstes Pfotenwanderabenteuer war es uns wichtig, jeden Tag nur eine kurze Etappe unbedingt laufen zu müssen, gleichzeitig aber die Möglichkeit zu haben, die Wanderung durch schöne Schlenker zu verlängern und jederzeit gut an unseren Ausgangs- und Endpunkt angebunden zu sein.


Die Lösung: Low-Loser Loop


Wir entschieden uns daher für den Low Loop und teilten selbst diese recht kurze Wanderung für Anfänger nochmals auf: statt in 2 wollten wir sie in 4 Etappen absolvieren. An jedem Zwischenziel planten wir einen Schlenker, mit dem wir uns auspowern und einige idyllische und etwas abgelegenere Ziele besuchen konnten. Die Muss-Distanz unserer einzelnen Etappen blieb mit unserer Planung stets unter 10 Kilometern, weshalb sich bei uns schnell der liebevolle Name Loser Loop einbürgerte. Besser hätten wir unsere erste Fernwanderung mit Nelly aber nicht planen können!


Tag 1 – Vorfreude ist (fast) die schönste Freude


Riva del Garda ist super angebunden und die Anreise daher sehr unkompliziert. Obwohl es nur wenige Autostunden von Deutschland entfernt ist, spürt man sofort das „Dolce Vita“. Beschwingt und gleichzeitig beseelt von diesem einzigartigen Gefühl, einen ganzen Urlaub mit all den Abenteuern, der Freizeit, dem leckeren Essen und den ungewissen Glücksmomenten noch vor sich zu haben, ließen wir den Abend in unserer Ferienwohnung mit italienischem Rotwein, Schokokeksen und viel Vorfreude auf das bevorstehende Wanderabenteuer ausklingen.


Tag 2 – Es läuft…gerade so bis Tenno


Im Urlaub krank werden ist so etwas wie meine Superpower, das schaffe ich recht zuverlässig und eigentlich fast immer. Also war es für niemanden eine Überraschung, dass ich an diesem ersten Tag angeschlagen war. Zudem schüttete es wie aus Eimern. So schwach und kränklich konnte ich mir gar nicht vorstellen loszuwandern und Nelly wollte bei diesem Wetter nicht mal ein Pfötchen vor die Türe setzen. Deshalb liefen wir erst mal gar nicht los, sondern setzten uns gemütlich in ein Café, tranken einen Cappuccino und aßen ein Cornetto (Croissant) – der entspannten Planung sei Dank.


Nach einigen Stunden (ja, es wurden dann mehrere Cappuccini…) entschied ich mich dazu, die erste Etappe auszusetzen und mit dem Auto nach Tenno zu fahren. Die Anderen wanderten die Etappe bis Tenno, ließen aufgrund des miserablen Wetters aber alle Schlenker aus. Es tröstete mich, dass wir diese Etappe ganz ans Ende der Wanderung dranhängen konnten, sodass ich sie nicht verpassen, sondern nur verschieben würde.


Der Weg nach Tenno beginnt erstmal recht gemütlich durch Riva und Varone und wird dann am Waldrand entlang immer steiler und anstrengender. Dabei erarbeitet man sich mit jedem gelaufenen Meter einen noch schöneren Blick auf den Gardasee. Unterwegs hat man die Möglichkeit die Wasserfälle von Varone zu besichtigen. Die 6 Euro Eintritt fanden wir zwar etwas teuer, vor allem weil die touristische Infrastruktur dem Naturspektakel etwas den Reiz nimmt. Dennoch kann es lohnend sein, hier eine kurze Pause einzulegen und sich bei heißem Wetter am Wasserfall eine kleine Erfrischung zu gönnen – wenn man sich im Hochsommer nicht von den langen Wartezeiten abschrecken lässt.


Nelly hat diese erste (zugegebenermaßen recht kurze) Wanderetappe trotz des erbarmungslosen Regens mit Bravour gemeistert und sich auch in unserer Unterkunft ganz schnell eingelebt und eingekringelt – ein kleines schlafendes Zuckerschneckchen.










Nachdem wir uns den restlichen Nachmittag (etwas angenervt vom Wettergott) auf unserem Zimmer verkrümelt hatten und in die Bücherwelt entflohen waren, nutzen wir den frühen Abend für einen kleinen Spaziergang durch das Dorf. Tenno ist ein romantischer kleiner Ort mit einer Burg und einem wunderschönen Blick auf den Gardasee. Hier hat man das wunderbare Gefühl, ganz weit weg von all dem Trubel am Seeufer zu sein, aber trotzdem jederzeit ganz schnell darin eintauchen zu können.


Das Abendessen in unserer Unterkunft fühlte sich wie eine eigene kleine (kulinarische) Reise durch Südtirol an: Steinpilz Pasta, Spinatknödel mit Käse und zum Nachtisch ein trockener Nusskuchen (der eher einem Keks ähnelte) eingetaucht in einen Likör. Neue Gerichte und Speisen auszuprobieren ist eine unserer liebsten Tätigkeiten (oder Herausforderungen?!?) auf Reisen. Man liebt den neuen Geschmack oder hasst ihn, man kann ihn nicht zuordnen oder fühlt sich an etwas erinnert. Oder man kann sich gar nicht entscheiden, wie man ihn nun finden oder einordnen soll. Genauso ging es uns wohl mit dem Likör-Nuss-Kuchen-Keks – und genau das machte ihn zum perfekten Dessert an diesem ersten Fernwandertag.


Tag 3 – Läuft bei uns…nach Arco


So hatten wir uns einen Wanderurlaub in Italien eigentlich vorgestellt – schon morgens ließen wir uns die ersten Sonnenstrahlen ins Gesicht scheinen, während wir uns mit einem riesigen Frühstück für den Tag stärkten. Zum Glück ging es mir mittlerweile so gut, dass ich wieder wandern konnte und wir entschieden uns sogar dazu, einen unserer Schlenker zu laufen (den man theoretisch auch am Tag zuvor hätte laufen können), welcher uns einmal um den Tennosee führte. Wir starteten einfach direkt im Ort von unserer Unterkunft und liefen zunächst nach Canale. Von dort aus folgten wir dem ausgeschilderten Weg zum Tennosee.


Dabei führte uns unser Weg zunächst durch den kleinen Ort und dann weiter auf zum Teil befestigten Wegen über Wiesen, am Waldrand entlang oder auch durch den Wald, meist mit einem spektakulär schönen Blick auf den Gardasee. Nach einer guten Stunde sahen wir schon den süßen kleinen Tennosee, der ein bisschen so aussieht, als wäre er Teil einer Modelleisenbahn. Im Sommer kann man sich hier mit Sicherheit wunderbar erfrischen, dann ist aber wohl auch sehr viel mehr los. Der Rundweg um den kleinen See herum ist direkt am Ufer und ganz gemütlich in einer Stunde zu schaffen. Wir legten dort noch eine Pause ein und ließen unsere Füße in das eiskalte Wasser baumeln. Auf dem Rückweg liefen wir auf der alten Hauptstraße  (diese verläuft recht nah an der neuen Hauptstraße und ist deutlich kürzer als der Wanderweg über Canale) zurück nach Tenno, um eine etwas andere Aussicht genießen zu können.


Auf unserer Etappe weiter Richtung Arco kamen wir genau rechtzeitig für einen Nachmittagssnack in Tenno vorbei und gönnten uns dort nochmal einen Cappuccino mit einem Apfelstrudel. Auch der Weg weiter Richtung Arco war recht einfach zu finden und ist weitestgehend gut ausgeschildert. Wir liefen durch Weinberge mit Blick auf den See, über Obstwiesen, durch Olivenhaine und zum Abschluss durch einen verwunschenen Wald, der uns das Gefühl gab, in ein Märchen gefallen zu sein. Nelly hatte immer wieder die Möglichkeit frei zu laufen und zu springen und genoss es sichtlich, durch den Wald zu hoppeln und zu schnüffeln.


Arco ist eine Outdoor-Stadt durch und durch – wahrscheinlich gibt es hier mehr Outdoor-Bekleidungs-Läden als Pizzerien. Trotzdem gibt es noch einen netten kleinen Stadtkern und auch die Burg ist einen Besuch wert. Unsere Unterkunft war spektakulär in einen riesigen Felsen eingebettet, was perfekt zu unserem Märchen-Abenteuer-Gefühl passte. Mit einer großen Pizza im Bauch schlummerten wir erschöpft und zufrieden ein.


Tag 4 – Läuft nicht ganz rund…nach Nago


Keine 10 Stunden später war der Regen zurück. Und wie. Man hatte das Gefühl, eine riesige Regenwolke hatte sich zwischen den Bergen verirrt und war dabei zwischen Arco und Nago steckengeblieben. Statt nur über uns war der Regen komplett um uns herum. Da die Wettervorhersage kaum Hoffnung auf Besserung machte, stapften wir trotzdem in voller Regenmontur los, Nelly beleidigt hinterher. Es mag vielleicht auch am Wetter und der Stimmung gelegen haben, aber für uns war dieser Abschnitt nicht ganz so idyllisch wie der Rest der Wanderung, obwohl es auch tolle Abschnitte gab und man bei besserem Wetter einige Aussichtspunkte bestimmt auch noch mehr genießen kann. Nelly fand es jedenfalls toll mit einem geklauten Apfel (den mit Sicherheit niemand mehr hätte essen wollen…) auf den Obstplantagen zu spielen. Völlig durchnässt und durchgefroren stapften wir am Ende den letzten Abschnitt nach Nago hoch.


Trotzdem hat so ein anstrengender, kalter und nasser Tag auch etwas: man hat dieses stolze Gefühl, sich trotz aller Widrigkeiten durchgeschlagen zu haben. Daher gönnten wir uns an diesem Tag einen frühen Feierabend und verbrachten den Nachmittag mit Spielen, unseren Büchern, einem Film und einer Pizza im Bett – ich glaube auch Nelly hat uns diese Gemütlichkeit gedankt.


Tag 4 – Es läuft wie geschmiert…Endspurt nach Riva del Garda


Unseren letzten Wandertag begannen wir mit einem weiteren Highlight in Sachen Aussicht auf den Gardasee. Nur etwa 10 Gehminuten von Zentrum in Nago entfernt (Richtung Festung Nago und noch ein kleines Stück weiter bergauf) fanden wir eine wunderschöne Plattform mit großen natürlichen Steinplatten und einer einzelnen, fast schon dramatisch verloren wirkenden Parkbank. Während wir in den letzten Tagen noch oft über die besten Posen auf Wanderbildern gewitzelt hatten (warum muss man dabei eigentlich immer ein Bein auf einen Stein stellen?!?), war hier schnell klar, dass es gar keiner Pose Bedarf, um hier ein wunderschönes Wanderbild zu schießen. Wir genossen die absolute Stille – manchmal darf man auch mit einer Pause beginnen. Nelly erinnerte uns aber recht schnell immer wieder daran, dass wir zum Wandern und nicht zum Rumsitzen dort waren (von Muskelkater keine Spur).


Der Weg nach Torbole führte dann über eine alte, mittlerweile kaum befahrene Straße bis zum Seeufer. Auch hier vertrödelten wir wieder etwas Zeit am Seeufer und beobachteten Enten, Segelschüler und einige hartgesottene Windsurfer.


Da wir unser Auto ja aufgrund meines Ausfalls am ersten Wandertag in Tenno geparkt hatten, liefen wir diese kurze Etappe nun (nochmals) (siehe Tag 2) und fuhren dann mit Sack und Pack zu unserem letzten Hotel direkt in Riva del Garda.


Obwohl es eine wirklich einfache Wanderung mit doppelt- und dreifachem Sicherheitsnetz in der Planung war, fühlte es sich toll an, die komplette Route geschafft zu haben. Und auch Nelly trabte mit stolz erhobenem Köpfchen ins Hotel ein („Nelly, nicht so stolzieren! Was soll denn die einheimische Bevölkerung denken?!?“).


Tag 5 – Jetzt läuft niemand mehr… Entspannung in Riva del Garda


Ich kann mir kaum etwas Besseres vorstellen, als Wellness nach einer langen Wanderung. Gut, vielleicht gepaart mit einem ewig langen (Sekt-)Frühstück. An unserem letzten Tag am Gardasee ließen wir es uns nochmal so richtig gut gehen, mit Sauna, Innenpool, Massage, gemütlichem Spaziergang zur Promenade, Cappuccino, nochmal Sauna, Pizza, Aperol… Dolce Vita pur eben!


Tag 6 – Die Zeit ist abgelaufen… Heimweg über Bozen


Abreisetage hängen immer etwas in einem Nebel von Wehmut. Der Urlaub neigt sich dem Ende zu und man beginnt schon in den Erinnerungen an die Reise zu schwelgen, über lustige Erlebnisse zu lachen, sich an das beste Essen zu erinnern oder den schönsten Moment. Um den letzten Tag auch wirklich noch als Urlaubstag genießen zu können, machen wir gerne auf dem Weg noch einen kleinen Ausflug oder Abstecher – dann kann sich auch Nelly nochmals die Pfötchen vertreten. Für diese Heimfahrt entschieden wir uns für Bozen, weil es einfach wunderbar auf dem Weg liegt und die perfekte Größe für einen kurzen Stadtbummel hat.


Fazit


Für uns war diese Tour das perfekte Pfotenwanderabenteuer zum Einstieg. Die Route ist für Anfänger, Familien mit Kindern und Hunde gut geeignet und bietet dabei auch einige zusätzliche Herausforderungen für ambitionierte Wanderer - neben wunderschöner Landschaft und dem tollen italienischen Lebensgefühl.


*Namensnennungen - unbezahlt